Crowdlending stammt aus dem englischen Sprachraum und bedeutet wörtlich übersetzt „Gruppenbeleihung“. Diese Finanzierungsform ermöglicht Privatpersonen und Unternehmen unabhängig von Banken die Fremdkapitalaufnahme. Das Prinzip basiert auf Schwarmfinanzierung (Crowdfunding). Startups nutzen diese Kapitalbeschaffungsform vermehrt seit dem Internet-Zeitalter.

Die Geldgebegruppe (Crowd) erhält beim Crowdlending Zinsen für ihre Investition. Diese Renditechance überzeugt private Kapitalgeber und Investoren von der Investmentform. Für viele Kapitalnehmer ist die Unabhängigkeit von Banken das entscheidendste Argument für die alternative Finanzierung. Das gilt insbesondere, seitdem die globale Wirtschafts- und Bankenkrise die Kapitalaufnahme bei Kreditinstituten erschwert.

Seit der ersten Crowdlending-Plattform im Jahr 2005 ist aus dem Finanzierungsinstrument ein unabhängiger Kreditmarkt mit einem heutigen Volumen von über 1,5 Milliarden Euro entstanden. iFunded erklärt, welche Formen des Crowdlendings existieren und wie die Kapitalaufnahme per Crowd funktioniert.

Lending-based Crowdfunding – eine Einordnung

Lending-based Crowdfunding findet fast immer im Internet statt, wo Online-Plattformen interessierte Kapitalnehmer mit potenziellen Geldgebern vernetzen. Plattformen dieser Art bieten Projektentwicklern eine Werbefläche, um User für ihre Projektidee zu gewinnen. Seit den Anfängen des Crowdfundings haben sich unterschiedliche Varianten der Finanzierungsform entwickelt.

Eine von vier Schwarmfinanzierungsformen

Crowdfunding kann sowohl zur Fremd- als auch zur Eigenkapitalaufnahme dienen. Immobilienentwickler nehmen beispielsweise häufig Eigenkapital bzw. Mezzanine-Kapital auf, da Banken heutzutage immer einen Eigenkapitalanteil fordern und Immobilien nicht mehr zu 100% mit Fremdkapital finanziert werden können. Banken werden so auch zu günstigen Kreditkonditionen bewegt. Wer per Crowdfunding Eigenkapital aufnimmt, entscheidet sich nicht für die Crowdlending-Variante. Crowdinvestments sind in diesem Fall eine bessere Wahl. Für nahezu jede Situation existiert mittlerweile eine geeignete Crowdfunding-Form. Abhängig von der persönlichen Situation entscheiden sich Geldnehmer für

  • reward-based Crowdfunding, bei dem die Geldgebergruppe non-monetäre Gegenleistungen wie Produkte für die Investition erhält.
  • donation-based Crowdfunding, das basierend auf dem Spendenprinzip keine Gegenleistung für Investoren verspricht.
  • Crowdinvesting (equity-based Crowdfunding), das auf Rendite ausgerichtet ist und einer eigenkapitalähnlichen Beteiligung entspricht.
  • Crowdlending (lending-based Crowdfunding), bei dem die Investorengruppe einen verzinslichen Kredit gewährt.

Wie alle anderen Arten der Schwarmfinanzierung bietet sich letztere Kapitalbeschaffungsform in erster Linie für Kapitalnehmer an, für die Kreditinstitute keine Option sind. Viele modernen Finanzierungsinstrumente sind mit Crowdlending verwandt. Abhängig von der Art beteiligter Personen unterscheiden Finanzexperten drei verschiedene Crowdlending-Kredite.

Crowdlending-Kredite

Wie die oben genannten Arten der Schwarmfinanzierung basieren alle Formen des Crowdlending-Kredits auf Privatpersonen oder Unternehmen, die Geld investieren. Die Geldanlage der Crowd bildet die Grundlage für drei verschiedenen Kreditformen. Viele Online-Plattformen konzentrieren sich auf eine der drei Arten.

  • Beim Peer-to-Peer-Lending (P2P-Kredit) erhalten private Geldnehmer Kredite von Privatpersonen.
  • Kreditnehmer im Peer-to-Business-Lending (P2B-Kredit) sind Unternehmen, die Kapital bei Privatpersonen aufnehmen.
  • Das Social Lending ist eine Sonderform, die auf zinslosen Krediten basiert und deshalb keinerlei Rendite erwirtschaftet.

Die zuletzt genannte Form des Crowdlendings eignet sich wegen der ausbleibenden Rendite kaum für Investoren und bietet sich nur dann an, wenn Sie Ihren Namen mit einem bestimmten Projekt vernetzen wollen. Im Vergleich zum Bankkredit bietet Crowdlending grundsätzlich anpassungsfähigere Konditionen. Zinssätze und Laufzeiten sind relativ frei verhandelbar. Geldnehmer mit unterdurchschnittlicher Bonität oder anderweitigem Risiko bieten durchschnittlich höhere Zinssätze, um für Investoren interessant zu bleiben.

So funktioniert Crowdlending

Am Anfang eines Kreditantrags steht der Schufa-Score. Klassische Geldgeber wie Banken verlangen von Ihnen eine Einwilligung, um Bonitätsinformationen einzuholen. Beim Crowdlending ist die Kreditaufnahme je nach Plattform auch mit negativem Schufa-Score möglich. Außerdem müssen Kreditnehmer vergleichsweise weniger Sicherheiten hinterlegen. Eine wichtige Bedingung zur Kreditbewilligung ist ein regelmäßiges Einkommen.

Gewährt Ihnen eine bestimmte Plattform nach der Anmeldung und Projektvorstellung die Kreditaufnahme, so bewerben Sie Ihr Projekt als Kapitalnehmer im dafür vorgesehenen Bereich. Dieser Marktplatz wird permanent von Anlegern frequentiert, die sich anhand von Bonitätsinformationen, Zinssätzen und Projektbeschreibungen für oder gegen die Investition entscheiden. Auf vielen Plattformen liegt die Minimalbeteiligungssumme im niedrigen Bereich. Die Gesamtkreditsumme besteht in diesem Fall aus vielen Einzelbeträgen.

Wenn die angestrebte Summe erreicht wird, schließen Kapitalnehmer einen Kreditvertrag ab. Üblicherweise zahlt der Projektentwickler den Ratenkredit ab dem Folgemonat zurück. Dadurch erhalten Anleger zeitnah Monatsrückflüsse inklusive Rendite. Abhängig von der Plattform ist beim Crowdfunding allerdings auch Verzinsung oder die Gesamttilgung zu einem festvereinbarten Datum denkbar.

Diese Vorteile bietet Crowdlending für Geldgeber & Kreditnehmer

Im Vergleich zu anderen Formen des Crowdfundings ist klassisches Crowdlending stark auf Rendite ausgerichtet. Neben den gemeinsamen Vorzügen aller Crowdfunding-Varianten stellt das einen spezifischen Vorteil für Anleger dar. In den vergangenen Jahren hat das Niedrigzins-Zeitalter deutsche Sparer und Investoren durch die Inflation verunsichert.

Die meisten Kontoanlagen erhalten heute nicht einmal den ursprünglichen Vermögenswert. Diese und ähnliche Hintergründe haben dazu geführt, dass alternative Anlageformen wie Crowdlending nicht mehr nur für Risikoinvestoren interessant sind. Kreditnehmer profitieren von dieser Situation. Mehr als elf Prozent aller Deutschen über 18 Jahren gaben in einer Umfrage aus dem Jahr 2017 an, ein- oder mehrmals Crowdfunding-Projekte unterstützt zu haben. Diese steigende Beliebtheit liegt an Vorteilen wie

  • Renditechancen, die auf relativ hohen Zinssätzen basieren und von der Risikoklasse des jeweiligen Projekts abhängen.
  • der unkomplizierten Kreditvergabe.
  • der Eigenverantwortlichkeit, die Anlegern vor dem Hintergrund der persönlichen Ziele die individuelle Auswahl vielversprechender Projekte ermöglicht.
  • der Transparenz dank verständlichen und klaren Konditionen.
  • den kleinen Mindestanlagesummen, die durch die Investition in unterschiedliche Projekte breite Risikostreuung ermöglicht.
  • der Unabhängigkeit von Banken.

Wie jede andere Geldanlage ist Crowdlending trotz zahlreicher Vorteilen auch mit Risiken verbunden. Die ausgiebige Beschäftigung mit der jeweiligen Plattform ist für Anleger ebenso empfehlenswert wie die durchdachte Projektauswahl.

Wie Anleger & Kapitalnehmer beim Crowdlending Risiken minimieren

Der Rückfluss etwaiger Crowdlending-Kredite fällt aus, sobald der Kreditnehmer eine Privat- oder Unternehmensinsolvenz anmeldet. Abhängig von der Insolvenzmasse bedeutet das für Kreditgeber den Totalausfall investierter Summen. Weil die wenigsten Plattformen für dieses Risiko haften und keine Einlagensicherung besteht, müssen Investoren der Situation selbst vorbeugen.

Sie minimieren das Risiko für Totalausfall beispielsweise, indem Sie sich beim Investment auf Kreditprojekte Ihrer Risikopräferenz konzentrieren. Nutzen Sie die geringen Mindestanlagesummen, um Ihr Kapital zu streuen. Je breiter Sie Ihr Portfolio anlegen, desto wahrscheinlicher gleichen sich Gewinne und Verluste aus.

Kapitalnehmer begegnen beim Crowdlending weniger Risiken als Investoren. Ihr Hauptrisiko ist zukünftige Zahlungsunfähigkeit. Um die eigene Solvenz zu sichern, ist Finanzplanung ein entscheidendes Instrument. Idealerweise hilft ein Finanzexperte bei der Gegenüberstellung zukünftiger Belastungen und Einnahmen. Finanzierungs- und Liquiditätspläne eignen sich zur Einschätzung zukünftiger Kreditbelastungen.

So finden Kapitalnehmer mit Crowdlending ihre Zielgruppe

Die Realisierbarkeit von Privatkrediten verlangt Kapitalnehmern und Projektentwicklern die Bestimmung einer Anlegerzielgruppe ab. Abhängig vom Risiko ihres Projekts kommen Risikoinvestoren beispielsweise eher in Frage als Sparer. Eine ebenso wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Segment, für das Kapital beschafft werden soll.

Crowdfunding-Varianten kommen seit der jüngeren Vergangenheit immer häufiger zur Umsetzung von kostspieligen Immobilienprojekten zum Einsatz. Wer die eigene Anlegerzielgruppe kennt, findet bei der Internetrecherche eher erfolgsversprechende Kreditplattformen. Die meisten Online-Marktplätze zeichnen sich durch Spezialisierungen auf Kreditarten, unterschiedliche Crowdfunding-Formen und sogar Branchen aus.

Je spezifischer die Plattform aufgebaut ist, desto wahrscheinlicher stoßen potenzielle Anleger aus Ihrer Zielgruppe auf Ihr Projekt. Ein Crowdinvestment-Beispiel hierfür ist die Immobilienplattform iFunded, die privaten und institutionellen Anlegern Immobilienprojekte aus dem nationalen und internationalen Raum zugänglich macht. Bisher hat der junge Marktplatz bereits 18 Millionen Euro Kapital mobilisiert.

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